Eniak lag auf seinem Strohbett und beobachtete den Himmel durch das offene Fenster. Langsam wandelte sich das Blau des Tages in ein Abendrot und streifte dabei allerlei Schattierungen von Violett. Eniaks Blick blieb derselbe, selbst als es plötzlich an seiner Luke klopfte.
„Eniak, mach auf! Ich möchte mit dir reden.“ Die Stimme seiner Mutter klang fest; offenbar hatte sie sich wieder beruhigt.
„Ich will allein sein!“, rief er zurück.
Sie wiederholte ihre Forderung, doch Eniak reagierte nicht darauf. Schließlich gab sie auf.
Längst hatte er genug von den Unstimmigkeiten seiner Eltern – und von ihren Lügen. Glaubten sie, er wüsste nicht, dass sie etwas vor ihm verheimlichten? Immerzu wichen sie seinen Fragen aus oder begannen, in seiner Gegenwart zu flüstern; das aber ertrug er nicht länger. Warum hatte Vater sie einst verlassen, und warum hasste Mutter diesen Alwart Lisken so sehr? Wer war dieser Mann, den Vater angesehen hatte, als stünde ein Ghul vor ihm?
Lange lag er da, unbewegt, nur seine Gedanken drehten und drehten sich. Die Versuche, sie in eine andere Richtung zu führen, scheiterten wiederholt und steigerten mit jedem Mal seine Wut, die sich tiefer und tiefer in seinen Bauch eingrub.
Bis ihm schlagartig die Stille im Haus bewusst wurde.
Vermutlich hat sich Mutter hingelegt, überlegte er. Dessen nicht sicher lauschte er ein wenig länger, ehe er einen Entschluss fasste.
Er setzte sich auf und zog seine Stiefel an. Aus dem Stroh seiner Matratze zog er einen Geldbeutel hervor und wog ihn ab, erst mit der einen Hand, dann mit der anderen. Schließlich stand er auf und band den Beutel an den Bund seiner Hose.
Vorsichtig öffnete er die Bodenluke. Er stieg die Leiter hinunter und mied dabei die verräterisch knarrende dritte Sprosse. Die Küchenstube war leer. Ein Kessel mit Wasser hing über der erkaltenden Feuerstelle. Auf dem Tisch sammelte sich das Gemüse für das Abendmahl, teils geschnitten, teils – wie die Zwiebeln – noch im Ganzen. Das Messer lag daneben und nicht mehr auf dem Boden.
So lautlos wie möglich durchquerte Eniak die Stube, doch nicht lautlos genug. Noch ehe er die Eingangstür erreichte, ging die Tür zur Schlafstube seiner Eltern auf, und seine Mutter stand vor ihm.
„Wo gehst du hin?“, fragte sie scharf. Hatte sie nur darauf gewartet, dass er hinunterkam, hatte an der Tür gelauert, bis sie ein Geräusch hörte, ein Knarren vielleicht oder ein Schaben, war es auch noch so leise?
Er schluckte und sagte: „Ich gehe zu Roen.“
Erst sagte sie nichts, sondern musterte ihn strafend, so wie sie es immer tat, wenn er etwas Schlimmes oder Dummes angestellt hatte. Oder wenn er log. Seit sechzehn Jahren verfolgte ihn dieser Blick, und er hatte ihm noch nie standhalten können.
„Du hast noch nicht zu Abend gegessen“, sagte sie.
„Du kochst nicht“, entgegnete er und nickte dabei in Richtung des Kessels.
„Du kannst schon mal das Feuer machen, das Gemüse ist schnell geschnitten.“
Er zögerte. Die Augen seiner Mutter knechteten ihn, ließen ihm keinen Raum zum Atmen. Doch wenn er sich jetzt darauf einließ, ihr zu helfen, erführe er wieder nichts. Lisken war hier, womöglich zog er bald weiter; die Gelegenheit war jetzt, er durfte sie nicht verstreichen lassen!
„Du kannst mich nicht aufhalten!“, fuhr er seine Mutter an, mit viel zu schriller Stimme. Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.
„Eniak“, begann sie und machte einen Schritt auf ihn zu – doch er war schneller. In zwei langen Sätzen erreichte er die Haustür. Ehe seine Mutter reagierte, lief er bereits die Straße entlang.
Sie rief ihm hinterher, doch er blieb nicht eher stehen, als er sich sicher war, dass sie ihm nicht folgte. Sein Herz raste, er schlug einen gemächlicheren Gang ein. Noch einige Male drehte er sich um, verstohlen. Im Stimmengewirr der Stadt bildete er sich nicht bloß einmal ein, jemand riefe seinen Namen.
Schon früher war er im „Kleinen Wagen“ gewesen, dem Gasthaus, von dem sein Vater gesprochen hatte. Seinen ersten Arbeitstag hatten sie dort gefeiert. Nie würde er den vergessen. Sein Vater hatte Met bestellt und große Augen gemacht, als Eniak seinen Krug in zwei Zügen leerte. Doch sie hatten beide gelacht und noch mehr Met bestellt.
Die Sonne stand bereits hinter den Dächern, in den Straßen herrschte Zwielicht. Noch ehe es vollends finster wurde, machte der Lichtwächter seine Runden, um die Laternen der Hauptstraßen anzuzünden. Trotz der belebten Straßen machte sich Eniak darüber Gedanken, früher oder später den Wachpatrouillen aufzufallen. Ernsthafte Probleme hatte er wohl keine zu befürchten, dennoch zog er den Kopf ein und beschleunigte seinen Schritt.
Das Gegröle von Männern, das aus den Fenstern des Gasthauses drang, übertönte das Singen und Lachen weiblicher Stimmen und war bereits von Weitem zu hören. Selbst Flöte und Schelle mühten sich vergeblich, gegen den Lärm anzukommen. Eniak blieb vor der Türe stehen. Sein Vater war bestimmt schon hier, also musste er vorsichtig sein. Durch ein Fenster warf er einen verstohlenen Blick in die Gaststube.
Das Treiben darin war weniger ausgelassen als in einer der billigen Spelunken, wofür die Besitzerin sorgte. Die Dicke Millie, wie man sie nur hinter ihrem Rücken nannte, war dafür bekannt, einem mit ihren kräftigen Armen die Flausen aus dem Kopf zu treiben. Trotzdem, oder gerade deswegen, füllte sich ihr Haus an den meisten Abenden bis zum Bersten. Hier traf man hauptsächlich redliches Volk; die Minenarbeiter oder Tagelöhner verirrten sich selten hierher, und wenn sie erst mitbekamen, dass zerbrochene Stühle gebrochene Knochen nach sich zogen, waren sie schnell wieder dahin. Für die gebrochenen Knochen war Kerl zuständig, ein grobschlächtiger Mann, dessen richtigen Namen niemand kannte.
Die beiden Sängerinnen tanzten zwischen den Tischen, und wenn ein Klatscher aufs Gesäß stärker ausfiel, dann unterbrachen sie ihr Lied mit einem kurzen, schrillen Schrei. Sie sangen und lachten und hielten die Gäste – ausschließlich Männer – bei guter Laune, was die Aufgabe der Schankmädchen, Bier und Met zu servieren, nicht einfacher machte. Die Dicke Millie stand hinter der Ausschank, Fäuste in die Hüften gestemmt, und tolerierte die beiläufigen Versuche, ihre Mädchen zu begrapschen.
Der Schankraum war zwar nicht überfüllt, freie Tische gab es allerdings kaum noch. Eniaks Augen suchten den Raum ab und wurden schließlich fündig. Sein Vater saß allein an einem Tisch und brütete über einem Krug. Gerade wollten sich zwei Männer zu ihm an den Tisch setzen, doch er sagte etwas, was sie daran hinderte.
Eniak kauerte unschlüssig vor dem Fenster. Ging er hinein, riskierte er, von seinem Vater gesehen zu werden; blieb er jedoch tatenlos stehen, wäre sein Streifzug hierher umsonst gewesen. Er musste folglich seinen Vater und Lisken belauschen, falls er die Wahrheit herausfinden wollte. Erneut spähte er durch das Fenster und suchte nach einem geeigneten Platz.
„Na, Jungchen“, krächzte es plötzlich. Eniak erschrak und stürzte beinahe, als er sich umdrehte. „Willst wohl auch mal von Millies Mädchen naschen, hä? Weißt du denn, was die alles mit dir anstellen können, hä?“
Eniak blickte in das fast zahnlose Grinsen eines alten, gebeugten Mannes. Er wirkte nicht unfreundlich, aber die abgetragene Kleidung und der strenge Geruch waren abstoßend. Eniak fühlte sich wie ein kleiner Bub bei einem Streich ertappt. Er zog seine Schultern ein und wusste nicht, was er antworten sollte.
Bis er drei Männer sah, die die Straße entlang kamen. Einer von ihnen war Lisken. Er durfte keine Zeit mehr verlieren.
„Nein, Herr. Mein Vater ist da drinnen und … meine Mutter hat mich geschickt, ihn heimzuholen. Er … er ist schon das dritte Mal diesen Zehntag hier, und sie hat Angst, dass er das ganze Geld versäuft.“
„Na von hier wirst du ihn nicht herauslocken, hä? Dann hol ihn mal lieber schnell, bevor dich die Stadtwache holt, hä?“
„Nein, Herr. Ich meine, ja, Herr“, stammelte er und drückte sich an dem Alten vorbei. Lisken und seine beiden Begleiter waren nicht mehr weit entfernt.
Eniak behielt auf der Suche nach einem Platz seinen Vater im Auge, der aber, Nefem sei Dank, nicht auf seine Umgebung achtete. Eniak zwängte sich vorbei an schwitzenden und nach Alkohol riechenden Männern und stieß beinahe mit einem der Schankmädchen zusammen. Sie funkelte ihn an, hielt sich allerdings nicht mit ihm auf. Im nächsten Moment war eine der Sängerinnen bei ihm und umgarnte ihn, indem sie ihn am Kinn kraulte und sang:
„Am Fenster stand die holde Maid, warf’s Tüchlein nach dem Knaben
Doch hoch zu Rosse Eilnar rief: ‚In den Krieg muss ich nun ziehn’
Es schrie die Maid ihm lüstern nach: ‚Im Bett will ich dich haben!’
‚Wart nicht auf mich’, sie hört’ ihn kaum, ihr Herz war nur geliehn.“
Schon war sie beim nächsten Gast und strich über dessen Haar, während sie den nächsten Vers sang. Eniak kannte das Lied; es handelte von einem jungen Ritter, der vorgab, in den Krieg zu ziehen – was die Frauen dazu brachte, ihr Bett „für die letzte Nacht“ mit ihm zu teilen. Der Ritter aber zog nie in den Krieg, sondern begnügte sich mit den freudigen Seiten des Lebens. Eines Tages jedoch fand er die eine, bei der er bleiben wollte, als er letztlich doch zur Armee gerufen wurde.
Eniak drängte sich so nahe wie möglich an seinen Vater heran und erspähte hinter dessen Rücken einen Sitzplatz am Nebentisch. Er warf einen Gruß in die Runde der Männer, welche ihn erwiderten. Also setzte er sich.
„Winf Beggert? Bist du das?“, hörte er seinen Vater ausrufen.
Eniak lugte über die Schulter zu den drei Männern, die an Vaters Tisch traten.
„Guten Tag, Jabe“, erwiderte der Rechte, der Winf sein musste. In der Mitte stand Lisken. Der Dritte ging um den Tisch herum und setzte sich neben seinen Vater. Von hinten sah Eniak nur breite Schultern und lange, blonde Haare, die offen herabhingen. Ein Nordländer, dachte Eniak. Alwart Lisken setzte sich seinem Vater gegenüber, was sich als Glücksfall erwies. Hätte dieser freie Sicht auf ihn, er hätte Eniak womöglich wiedererkannt.
Winf konnte er am besten sehen. Der jüngste der Männer war unrasiert, sein Bartwuchs unregelmäßig, was sein markantes Kinn betonte. Vater hatte ihn nie erwähnt – was Eniak nicht verwunderte. Vater hatte nie irgendwas erwähnt. Der Name Beggert allerdings war ihm aus einem anderen Grund vertraut.
„Du bist also mit Al zurückgekommen“, stellte sein Vater fest. „Ist sonst noch jemand bei euch? Von früher, meine ich.“
„Nur ich und Alwart. Die anderen …“
Eine Schankmagd kam vorbei und stellte einige Krüge Bier auf den Tisch, was Eniaks Tischgenossen ein paar derbe Sprüche entlockte. Er lächelte der Höflichkeit Willen und bestellte seinerseits Met, ehe er wieder dem Nachbartisch seine Aufmerksamkeit schenkte.
„… von deiner Mutter gehört?“, fragte sein Vater.
„Ja“, antwortete Winf knapp.
Da fiel es Eniak ein. Belinde Beggert war vor einigen Jahren an einer Krankheit gestorben, gegen die kein Heiler ein Mittel gefunden hatte. Tagelang hatte sie unter Fieber und Krämpfen gelitten und dabei gar Blut erbrochen. Er wusste das so genau, weil seine Mutter in den letzten Tagen der kranken Frau für sie gekocht und die Bettlaken gewechselt hatte. Belinde Beggert hatte sich tapfer gewehrt, aber nach drei Zehntagen war es endlich vorbei gewesen. Sie hatte keinen würdevollen Tod gehabt. Ob Winf das ebenfalls wusste?
Eniak sah sich Winf nochmals an. Der Bart ließ ihn vielleicht älter erscheinen, als er tatsächlich an Jahren zählte. Wie alt war Belinde Beggert geworden? Er begann nachzurechnen und riss die Augen auf, als er zu dem Ergebnis kam, dass Winf damals, als er mit seinem Vater weggegangen war, jünger gewesen sein musste als er heute.
„… keinen interessiert, wie es in Turmwacht aussieht, oder wie es seiner Familie geht.“ Jetzt sprach Lisken. „Herriks Vater war ein Säufer, und Borros hätte hier sein Leben lang Schweinemist geschaufelt. Wer kann es ihnen verübeln?“
„Bereust du es?“, fragte sein Vater.
„Überall herrscht Krieg, Jabe“, sagte Winf, anstatt zu antworten. „Der König der Hünnemark ist tot, ermordet, wie man hört. Der Thronfolger ist schwach, und der Adel lehnt sich gegen ihn auf. Bis hin zum Wendelpass brennen Dörfer deswegen. Wir waren dort, Jabe, wir haben es selbst gesehen!“ Sein Vater blieb ruhig, und so fuhr Winf fort: „In Aaerin haben sie den König gestürzt und gevierteilt. Den König – gevierteilt!“ Winf schüttelte den Kopf. „In Meorland herrscht Bürgerkrieg, und dennoch marschieren seine Heere gegen Aaerin. Und von Trakar muss ich dir gar nicht erst berichten, oder? Euer Nachbarland rüstet sich bereits für den Krieg! Du kannst doch nicht glauben, dass Kyrosa noch lange verschont bleiben wird! Und du fragst mich, ob ich es bereue?“
Eniak sah nur Vaters Rücken, als dieser ruhig antwortete. „Kyrosa ist auch deine Heimat, Winf. Ein großes Land mit starken Grenzen. Niemand wird uns angreifen.“
„Was ist aus dem großen Jabe Malter geworden, der uns zusammengerufen hat und mit dem wir aufgebrochen sind, um für eine bessere Zukunft zu kämpfen?“ Verachtung triefte aus Winfs Stimme. „Der Jabe Malter, zu dem wir aufgesehen haben, wenn er davon gesprochen hat, den Menschen Hoffnung zu geben. Der uns damals schon den Krieg prophezeit hat. Wo ist der Mann, der sein Erbe nicht verleugnet?“
„Erspar mir deinen Spott“, sagte sein Vater, der nur nach außen hin ruhig blieb; das spürte Eniak. „Ich bin nicht so weltfremd wie einer, der jahrzehntelang umherirrt auf der Suche nach etwas, das es nicht gibt.“
Winf schnaufte vernehmlich, doch Lisken legte seine Hand auf dessen Schulter und antwortete an seiner statt. „Jeder lebt sein Leben, nicht wahr? Wir sind nicht so lange weg gewesen, nur um jetzt reuig heimzukehren, so wie du scheinbar nicht in der Lage bist, an dein altes, dein richtiges Leben anzuknüpfen.“
Es dauerte eine Weile, bis sein Vater schließlich fragte: „Was willst du, Alwart?“
„Was denkst du, was wir wollen?“
„Lass die Spielchen, Al. Ich werde nicht mit euch kommen.“
„Daran habe ich keinen Moment gezweifelt“, fuhr Lisken fort, „aber –“
„Und Eniak auch nicht.“
Bei der Erwähnung seines Namens blieb Eniak die Luft weg. In dem scharfen Ton, in dem Vater sprach, erwartete er, dass sich dieser augenblicklich umdrehte und ihm in die Augen blickte. Er vergrub sein Gesicht tief im Metkrug.
„Eniak? Dein Sohn, ja?“, schloss Lisken. „Keine Angst, Jabe, wir entführen keine Kinder. Alles, was wir wollen, ist dein Wissen.“
„Mein Wissen? Ich bin mir sicher, dass du bereits alles weißt, was es zu wissen gibt. Was kann dir heute noch helfen, wenn du sie immer noch nicht gefunden hast. Ihre Spur –“
„Genau darum geht es, Jabe“, unterbrach ihn Lisken. „Wir haben sie gefunden.“
Es wurde still am Nebentisch. Eniak fröstelte, obwohl es im „Kleinen Wagen“ ganz bestimmt nicht kalt war. Die Männer am Tisch ignorierten ihn, was ihm nur recht war. Er lauschte noch angestrengter, denn er spürte, dass in diesem Moment etwas Wichtiges gesagt worden war.
„Ist sie … ist sie bei euch?“, fragte sein Vater mit bebender Stimme. Aller Zorn war daraus verschwunden.
„Nein, sie ist in Sicherheit.“
„In Sicherheit? So wie Loreena?“
„Jabe, ich habe dir gesagt, was wir von dir wollen. Du kannst entscheiden, was du willst, aber das hier ist meine Sache. Die Zeiten, in denen du uns geführt hast, sind vorbei. Komm mit uns oder nicht, es ist mir einerlei. Nur eines brauche ich von dir: Gib –“
Jäh wurde Eniak abgelenkt, als ihn jemand anstieß. „Hast deinen Vater wohl noch nicht gefunden, Jungchen, hä?“
Es war der Alte, den er vor dem Wirtshaus begegnet war. Eniak öffnete den Mund, um zu antworten, doch abrupt schloss er ihn wieder. Vater erkannte ihn bestimmt an seiner Stimme.
„Hat dir der Wein die Stimme verschlagen, hä? Mach Platz für einen armen Mann, Jungchen, los!“
„Du schon wieder“, fuhr eine der Schankmägde den Alten an, ehe er sich setzen konnte. „Hab ich dir nicht gesagt, dass du ohne Geld erst gar nicht wiederzukommen brauchst? Wie sieht’s aus?“
„Nicht so voreilig, meine Kleine, hä? Hier, schau meinen Enkel, er zahlt mir mein Süppchen. Nicht war, Jungchen, hä? Hä?“
Streng sah die Schankmagd Eniak an. „Dein Großvater?“ Er nickte, denn im Moment sah er keinen anderen Ausweg. „Also gut. Eine Suppe. Hast du Geld dabei, Bürschchen?“ Eniak nickte abermals. „Du bist ja einer von der ganz gesprächigen Sorte“, sagte sie und ging.
„Jetzt mach doch endlich Platz, hä?“ Eniak blieb nichts anderes übrig, als auf der Bank nachzurücken. Der Alte zwängte sich neben ihn und verhinderte dadurch, dass er weiterhin lauschen konnte. Ohnehin hatte er das zuletzt Gesagte versäumt. Er bemühte sich, dem Gespräch am Nebentisch wieder zu folgen, aber der Alte verdarb ihm das. Er erzählte von seiner toten Frau, von dem kalten Wetter und dem noch kälteren Winter, von seiner Zeit als Wachsoldat und davon, dass er gar einmal mit dem Fürsten zur Jagd ausgeritten war – selbst dann noch, als er seine Suppenschüssel serviert bekam. Er redete und redete, während ihm die Suppe über den Bart rann und das Gemüse darin hängen blieb. Eniak konnte der Diskussion am Nebentisch nur noch beiläufig folgen. Offenbar wollte Lisken etwas, das sein Vater ihm vorenthielt.
Das Gespräch endete jäh, als sein Vater sich erhob. „Ich habe nichts mehr mit euch zu tun!“, rief er, knallte einige Münzen auf den Tisch und ging.
„Du weißt, wo du uns findest“, rief Lisken ihm hinterher, jedoch zu leise, als wüsste er, dass seine Worte Jabe Malter ohnehin nicht erreichten.
Eniak sah seinem Vater hinterher und fragte sich, was er nun tun sollte. Seine Unaufmerksamkeit nahm ihm diese Entscheidung jedoch ab: Lisken starrte ihn unverwandt an, jetzt, da sein Vater nicht mehr zwischen ihnen saß. Offenbar erkannte er ihn wieder. Eniak überraschte das, hatte der Mann ihn bei der ersten Begegnung doch überhaupt nicht beachtet.
Aber deswegen war er doch hier: um Antworten zu erhalten, die er zu Hause nie bekäme. Er wollte aufstehen – doch jemand hielt ihn an der Schulter fest. „Na, na, nicht so schnell, Bürschchen. Mir ist es egal, ob du sein Enkel bist oder nicht, aber das“ – die Schankmagd deutete auf die Suppe, die der Alte gierig schlürfte – „bezahlst du.“
Er griff in seinen Beutel und fischte einige Kupfermünzen heraus. „Reicht das?“
„Na also, geht doch“ sagte sie zufrieden und ließ von ihm ab.
Eniak ging zum Nachbarstisch und deutete mit einem fragenden Blick auf den Platz, auf dem zuvor sein Vater gesessen hatte. Lisken nickte, und so setzte er sich. Die anderen beiden musterten ihn ebenso eindringlich. Alle drei waren in leichtem, aber gut verarbeitetem Leder gekleidet, wodurch sie sich von den anderen Gästen unterschieden; niemand sonst in diesem Wirtshaus trug Hosen aus gegerbtem Leder oder Wämser, die mit Fell gefüttert waren. Der blonde Hüne überragte ihn selbst im Sitzen noch beinahe um einen Kopf; hinter ihm könnte sich ein Ochse verstecken, man sähe ihn kaum. Neben einem solchen Krieger war es schwierig, ruhig zu bleiben.
„Du hast uns also belauscht“, sagte Lisken in einem Ton, der andeutete, dass es ihm gleichgültig war. Er verschränkte seine Arme und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
Zu vieles schoss Eniak durch den Kopf, als dass er wusste, was er sagen sollte. Er schluckte und erwiderte Liskens Blick. „Sagt mir, wer ist mein Vater?“
Lisken ließ einer verdutzten Miene ein herzhaftes Lachen folgen, bevor er antwortete. „Wenn dir dein Vater all die Jahre nichts von sich erzählt hat, warum sollte ich es tun?“
„Genau deswegen“, trotzte Eniak, „und weil ich ein Recht auf Antworten habe.“
„Denk daran, mit wem du redest, Kleiner“, grollte es neben ihm. Der Nordmann starrte ihn mit eisigen Augen an.
„Schon gut, Svin“, sagte Lisken und wendete sich wieder an Eniak. „Was bedeutet dir dieses Wissen? Was wirst du damit anfangen? Hast du darüber schon nachgedacht?“
„Ich bin alt genug, um für mich selbst zu entscheiden. Aber wofür soll ich mich entscheiden, wenn mir keine Wahl gelassen wird?“
„Dein Vater ist anderer Meinung. Er hat mit der Vergangenheit offensichtlich abgeschlossen.“
„Ich bin nicht mein Vater“, sagte Eniak, und mit zusammengepressten Lippen fügte er hinzu: „Und Ihr seid es auch nicht.“
„Lass gut sein, Junge“, riet ihm Lisken. „Geh nach Hause und führ dein Leben, wie es dein Vater für dich geplant hat. Seine Vergangenheit hat für dich keine Bedeutung.“
„Was, wenn ich mit Euch kommen will?“, platzte Eniak hervor.
„Hör zu … Eniak, richtig? Ich habe Jabe versprochen, dass ich nichts dergleichen unternehme. Dein Vater hat seinen Weg gewählt, für sich und für euch. Besser, du gehst jetzt und ersparst dir eine Menge Ärger.“
Eniak begriff, dass er von Lisken nicht mehr erwarten konnte. In seiner aufkeimenden Verzweiflung, auch hier ignoriert und weggeschickt zu werden, wendete er sich an Winf. „Wie ist es bei dir gewesen? Hast du deine Mutter um Erlaubnis gefragt? Hat sie dich einfach gehen lassen und dir alles Gute gewünscht? Und was ist mit deinem Vater? Hat er dir zum Abschied noch beigebracht, wie du deinen Sattel schön geschmeidig hältst?“
Die Faust, die auf den Tisch knallte, ließ die Krüge springen und Bier überschäumen. Winf funkelte ihn wutentbrannt an, doch es war Lisken, der sich zu Eniak herüberbeugte. „Du hast keine Ahnung, von gar nichts, und du solltest besser deinen Mund halten!“
Eniak zuckte zurück. „Es ist … ich möchte doch …“, stammelte er, doch die drei Männer erhoben sich und ließen ihn ohne ein weiteres Wort zurück. Als sich sogleich die nächsten Gäste an den Tisch setzten, gab es auch für ihn keinen Grund mehr zu bleiben.
Er trat hinaus auf die Straße und blieb vor dem Wirtshaus stehen, denn er wusste nicht, wo er jetzt hin sollte. Jetzt nach Hause zu gehen und so zu tun, als wäre nichts geschehen, kam für ihn nicht in Frage.
„Hast deinen Vater wieder verloren, hä?“
Eniak drehte sich nicht um. „Hat dir die Suppe geschmeckt, Opa?“
„Wie ich immer sage, was Warmes im Magen ist besser als was Kaltes im Bett, he he!“
Der Alte klopfte ihm auf die Schulter. Eniak war sich nicht sicher, ob ihm dieses vertrauliche Getue gefiel, doch er ließ es zu.
„Ich kenn diese Kerle, Jungchen“, fuhr der Mann unvermittelt fort, „und ich sag dir, lass dich nicht mit denen ein.“
Verwirrt drehte sich Eniak zu dem Alten um und sah in dessen Gesicht etwas, was ihm zuvor nicht aufgefallen war. Einen wachen Verstand vielleicht, der nicht vergessen hatte, dass auch er einmal jung gewesen war. Neugierig geworden wollte er hören, was der Mann zu sagen hatte, und zog seine Augenbrauen hoch.
„Ich konnt’s nicht vermeiden, euch zuzuhören. Ich hätte den kleinen Winf nicht wiedererkannt, ist zu lange her. Aber ich hab seinen Vater gekannt. Das hast du dir nicht gedacht, hä?“
„Du sagst, du kennst sie?“, fragte Eniak. „Alle?“
„Alle?“, krächzte der Alte. „Nein, den Räken, den kenn ich nicht. Aber die anderen, ja. Deinen Vater ebenso wie … wie heißt der andere noch gleich, hä?“
„Alwart Lisken?“
„Genau den. Ja. Sind alle abgehauen, vor vielen Jahren, und nur ein paar sind zurückgekommen. Haben gesagt, sie wollen die Welt retten, und weg waren sie. Alles Taugenichtse. Nichts gegen deinen Vater, Jungchen, immerhin ist er wieder da, nicht wahr, hä? Aber seine Freunde hatten ihn wohl noch nicht vergessen, hä?“
Bei allen Ereignissen des heutigen Tages war dies das Letzte, was Eniak erwartet hätte. All die Fragen, die er Lisken nicht hatte stellen können, sprudelten aus ihm heraus: „Was weißt du? Was ist damals geschehen? Wo sind sie hin? Was hat mein Vater damit zu tun? Sag es mir!“
„Wissen? Nicht halb so viel, wie du es gerne hättest, he he. Aber Winf, dem hast du Unrecht getan, hä? Seine Entscheidung ist es nicht gewesen. Sein Vater, der hat ihn verkauft, der alte Säufer. War bloß ein Arbeiter in der Kohlemine, den sie rausgeschmissen haben, weil er nicht mal mehr die Spitzhacke gerade halten konnte, he he. Und Winf hat dafür büßen müssen. Hat ihn ständig verprügelt, und schließlich hat er ihn verkauft. Kannst du dir das vorstellen, hä? Seinen eigenen Sohn verkaufen, was sind das für Menschen, hä? Aber ich sag dir eines: Leute, die Menschen kaufen, sind nicht besser als die, die sie verkaufen.“
Eniak schluckte. Weder hatte er Winfs Vater gekannt, noch war er auf die Idee gekommen, Winf wäre nicht freiwillig mitgegangen.
„Bitte – erzähl mir alles, was du weißt!“
Der Alte rieb sich über die Hüfte und stöhnte. „’s schon spät, und die Nacht wird kalt, hä? Besser, ich geh nach Hause.“
„Nein, warte.“ Eniak durfte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen. „Möchtest du noch etwas trinken? Bier?“
„Milch, hä? Heiße Milch.“ Der Alte zeigte sein zahnloses Grinsen. „Mit einem kräftigen Schuss Rum. Das ist vor dem Schlafengehen das Beste. Wusstest du nicht, hä, Jungchen?“
Eine weitere Stunde verging, bis Eniak zum zweiten Mal den „Kleinen Wagen“ verließ. Die Straßenlaternen brannten noch, aber bald schon käme der Lichtwächter, um sie wieder auszulöschen.
Tief atmete er durch. Am Rande seines Bewusstseins nahm er wahr, wie der Alte sich von ihm verabschiedete. Er bedankte sich mechanisch. Denn zu danken hatte er genug. Dabei ging es gar nicht um die Fragen, die der Alte nicht beantworten konnte, sondern um die, an die zu stellen Eniak nie gedacht hatte.
Über die Hintergründe hatte er nicht viel erfahren, doch dass bei der Sache die Kirche den Magistrat unter Druck gesetzt hatte, war jedenfalls beachtenswert. Nicht wenige waren es gewesen, die sich damals gemeinsam mit seinem Vater und Lisken aus dem Staub gemacht hatten, um nach dem zu suchen, was seine Mutter ein Hirngespinst und die Kirche Ketzerei nannte. Einige der Namen kamen ihm gar bekannt vor, wie etwa Laycee Finnagan. Eniak kannte den Mann, doch dass auch er damals abgehauen und nach seiner Rückkehr vor den Magistrat gezerrt worden war, überraschte Eniak; denn der Freund seines Vaters war ein träger und rundlicher Mann, der sich für nichts zu interessieren schien außer für seine Ruhe.
Und Winf. Ja, bei Winf würde er sich entschuldigen müssen. Wie hätte er ahnen sollen, dass dessen Vater ihn im Suff ständig verprügelt hatte? Als Sklavenhandel mochte der Alte das Geschäft zwischen seinem und Winfs Vater bezeichnen, aber was ihn betraf, so sah er darin eine gütige Tat – denn wer weiß, vielleicht hätte Rulf Beggert seinen Sohn sonst noch totgeschlagen, ehe er sich selbst ins Grab gesoffen hatte.
Sonst jedoch wies die Geschichte des Alten viele Löcher und Unklarheiten auf. Eine alte Legende sollte eine Rolle spielen, und ein Geschöpf, das Drache genannt wurde. Von so einem Tier hatte Eniak noch nie gehört, weswegen er den Ausführungen des Alten nicht in jeder Hinsicht traute. Zumindest aber wusste er jetzt etwas; endlich hatte er einen Anhaltspunkt, mit dem er jemanden konfrontieren konnte. Wen? Die Entscheidung, die er jetzt zu treffen hatte, fiel ihm leicht.
Er brauchte ein Pferd. Sein Vater besaß einen braunen Wallach, den er in einem Stall nahe ihrem Haus untergestellt hatte. Er ritt ihn nur noch selten und erwog gar, ihn zu verkaufen, aber Eniak hatte auf dem Braunen reiten gelernt und bettelte jedes Mal, wenn der Verkauf diskutiert wurde, darum, ihn behalten zu dürfen. Heute kam ihm seine Beharrlichkeit zugute. Er würde sich allerdings sputen müssen, wollte er heute noch vom Stallmeister eingelassen werden.
Wo ist Liskens Lager?, fragte er sich. Er meinte, den Namen Hobbar gehört zu haben; er kannte einen Bauern namens Hobbar, der östlich der Stadt ein Gut bewirtschaftete. Einer der wenigen freien Bauern, und seine Weiden boten genügend Platz für eine Reiterschar. Wie viele Männer Lisken wohl bei sich hat?
Das Haus des Stallmeisters lag in einer schmalen, dunklen Gasse, gerade noch so im entfernten Schein einer Straßenlaterne. Erst wollte er an der Glocke ziehen, doch rechtzeitig besann er sich der Stille und klopfte stattdessen zaghaft an die Tür. Dann noch einmal und noch einmal, jedes Mal fester, ehe sie aufging, als er schon fast nicht mehr daran glaubte.
„Was willst du?“, fragte ihn ein mürrischer Meister Kinner. Ein blasser Wanst lugte zwischen den offenen Knöpfen seines Hemdes aufdringlich hervor.
„Ich bin’s, Eniak Malter, Meister Kinner.“
„Ja, ja, ich kenne dich. Nach deinen Namen hab ich nicht gefragt.“ Mit erhobener Lampe wiederholte er seine Frage: „Was willst du?“
„Ich … brauche ein Pferd.“ Falls Meister Kinner dafür eine Erklärung haben wollte – nun, die konnte er ihm nicht geben.
„Jetzt?“ Eniak fürchtete, dass sein Vorhaben ein jähes Ende nahm, doch Meister Kinner zuckte nur mit den Schultern. „Die Stallburschen sind längst zu Hause. Wenn du dein Pferd selber sattelst, kannst du es haben. Andernfalls – morgen.“
Eniak zögerte, denn plötzlich überkam ihn das Bild seines Vaters, wie er sich auf die Suche nach seinem Sohn machte und dabei feststellte, dass Eniak den Wallach gestohlen hatte.
„Was noch?“, fragte der Stallmeister ungeduldig.
„Es ist … ich hätte gerne ein anderes Pferd.“
Meister Kinner schnaufte und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Du kommst mitten in der Nacht und verlangst nach einem Pferd – und dabei will ich noch nicht einmal davon reden, dass du selbst gar keines besitzt, sondern nur dein Vater. Und nur weil wir uns kennen, denkst du, dass ich dir eines geben werde?“
„Ja, Meister.“ Und, da diese Antwort Meister Kinner nur ein müdes Lächeln entlockte, fügte er hinzu: „Ich zahle auch dafür.“
Der Stallmeister brummte etwas wie „Na das will ich hoffen“, drehte sich um und deutete Eniak, ihm zu folgen. Sie gingen durch die vordere Stube des Hauses nach hinten zu den Stallungen. Die meisten Pferde schliefen, wie auch der Braune seines Vaters.
Meister Kinner ging zu den drei hintersten Boxen. „Such dir einen von denen aus. Macht zwei Goldstücke.“
„Aber – ich will ja kein Pferd kaufen“, entgegnete Eniak. „Nur mieten, für eine Nacht.“
„Sicherlich mieten, was hast du denn gedacht? Du mietest das Pferd und den Sattel, dazu bezahlst du meine gestörte Nachtruhe und dafür, dass ich keine Fragen stelle. Ein fairer Preis, findest du nicht? Zahl ihn, oder lass es bleiben.“
Eniak atmete durch und griff in seinen Geldbeutel. Darin fanden sich gerade einmal ein Goldstück und neun Silberlinge. „Das ist alles, was ich habe.“
Der Mann zögerte nicht lange und streckte seine Hand aus. „Hoffentlich ist es das wert, Bursche.“
Eniak, der diese Hoffnung teilte, ließ die Münzen zögerlich von seiner Hand in die des Stallmeister kullern. Einem Hirngespinst hinterherzujagen mit der Befürchtung, dass ihm das von allen Seiten nur eine Tracht Prügel einbrachte, war entweder dumm oder sehr dumm.
Trotzdem verließ er kurz darauf auf einem schwarz-weißen Schecken den Stall. Er beeilte sich, die verbliebene Beleuchtung zu nutzen, doch draußen vor der Stadt lenkte er den Schecken in gemütlichem Trab. Nach einer Lampe hatte er sich nicht mehr getraut zu fragen, und so mussten sich Reiter und Pferd erst an das Mondlicht gewöhnen. Wenigstens der Mond war auf seiner Seite, und schon bald war der ausgefahrene Weg vor ihm deutlich sichtbar.
Er war schon früher hier gewesen und dachte, dass er Hobbars Hof erkannte, wenn er vor ihm läge. In der Nacht allerdings sah alles ganz anders aus. Gehöfte und Zäune und Bäume schmiegten sich unerkannt in die Nacht, verschmolzen ineinander zu formlosen Umrissen. Doch schließlich konnte er in einiger Entfernung einen Lichtschein ausmachen, ein offenes Feuer. Er zog an den Zügeln und verharrte einen Augenblick. Der Schecke trommelte mit einem Vorderhuf und schnaubte leise.
Das muss Liskens Lager sein, dachte Eniak. Der Gedanke steckte wie ein Kloß in seinem Hals. Mit bangem Herzen, aber auch mit einer gewissen Zuversicht trat er seinem Pferd in die Flanken.